Tätigkeit als Richter
 

Seine guten Ergebnisse im zweiten juristischen Staatsexamen brachten Armin Knab 1908 eine Berufung an das bayerische Justizministerium in München ein, er gab diese Anstellung allerdings 1911 auf und wählte den Richterberuf. Zunächst war er in Vilshofen, ab 1913 dann in Kitzingen als Amtsrichter tätig. Später folgte er Berufungen an die Gerichte in Rothenburg o.d.T. (1913), Fürth (1926) und zuletzt Würzburg (1927).

Knabs Ernennungsurkunde zum Amtsrichter in Vilshofen 1911

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Er schob seinen Wunsch, Musiker zu werden, zu Gunsten des Gelderwerbs notgedrungen beiseite und gab sich der für ihn sehr belastenden juristischen Tätigkeit hin. Dies verursachte bei ihm eine psychische Krise.

„Bereits im April 1916 gab Knab ein Inserat in mehreren Tageszeitungen auf :

Nervenleidender (Herzneurose) mit Scheu vor Alleinreisen, Alleinsein an fremden Orten, menschenleeren Gegenden sucht Beseitigung dieser Zustände durch pers. Einfluß eines energ. Arztes.“

Obwohl er notierte, unzählige Zuschriften auf dieses Inserat erhalten zu haben, scheint kein Arzt tatsächlich in der Lage gewesen zu sein, Abhilfe zu schaffen. Immer wieder musste Knab seine berufliche Tätigkeit für Kuraufenthalte, meist in Bad Wörishofen, unterbrechen. In Vorbereitung auf einen dieser Klinikaufenthalte verfasste Knab einen Krankheitsbericht:

„Bei Geburt schwächlich. Bald danach Abszeß auf der linken Brustseite, davon noch heute starke Narben an der Brustmuskulatur. Kindheit, Volksschule: schwächlich, blutarm, viel Husten. Mit etwa 11 Jahren Herzkrämpfe nach blähenden Speisen, Herzbeschwerden bei Turnen und Laufen. 13 – 17 Jahre völlig gesund außer

Katarrhen, Husten. Nie Infektionskrankheiten. Ständig sehr gute Fortschritte, regste geistige Entwicklung. Mit 16 Jahren nach Würzburg aufs Gymnasium. Beginnendes Erwachen der Persönlichkeit, sehr viel Lektüre Musik, erste Männlichkeit. Mit 18 Jahren dann beginnende Nervosität, ein Jahr lang quälende Darmstörungen (schmerzhafter Durchfall fast täglich), durch Luftveränderung sodann beseitigt; zurück blieb große Nervosität, Melancholie, Krampfanfälle in der Oberklasse. Hypochondrie, Angst vor Krankheiten usw. Universitätszeit: Eintritt ins Leben,

Freundschaften, sehr viel Muße, allmähliches Vergessen der früheren Krankheit; nach und nach völlige Gesundheit, ich fühlte mich gesund, leistungsfähig, gar nicht nervös. Sehr viel Musik, fast als Hauptberuf. Sehr gute Examina. Mit 23 Jahren Dr., Aufführung musikalischer Kompositionen Rechtspraktikantenzeit (23 – 26. Jahr)

z.T. glänzende Zeiten. Intensivstes Lebensgefühl, größte Teilnahme am Leben, Kunst, Natur. Gebirgstour, Reise nach Italien, glückliche Liebe, sehr reiche musikalische Produktion (Lieder!) Sehr viel in München, viel auf der Bahn. Mit 26 Jahren: Staatskonkurs, äußerst anstrengend. Resultat: der 6te unter 330 Durch kurzes intensives Studium. Nach Konkurs Reise nach Wien um Musik zu treiben. Erholungsreisen, Ausruhen seit vielen Jahren nie. Angst vor praktischem Lebensberuf (Jurisprudenz), der mir die Musik zu sehr beschneiden würde. Infolge zu guter Note dann bald Berufung nach München zu anstrengender Tätigkeit. Steigende Hoffnungslosigkeit, zunehmende Willensschwäche, zuletzt völliges sich Treiben lassen. Herzbeschwerden, Treppensteigen anstrengend, Geist müd und oft ganz

dumpf, kaum mehr orientierungsfähig. Endlich völliger Zusammenbruch. Sodann 1 Jahr äußerst schwer krank zuhause. Große Krampfanfälle, die zu Asthmaanfällen wurden (rein nervös, Lunge gesund), Dauer 4, 6 – 10 Stunden. Atemfrequenz: ca 160 in der Minute. Puls klein, aber normal; intensivste Selbstbetrachtung. Nahrungsaufnahme gering, Stuhlgang 7 Monate lang künstlich. Ständig im Bett, größte Körperschwäche. Dann 5 Monate Sanatorium: wieder zum Menschen werdend. Seitdem nicht mehr gesund geworden. Nach einem Jahr Anstellung als Amtsrichter in Vilshofen. Posten war zu arbeitsreich. In zwei Winter Rückfälle jedoch ohne eigentliche Krampfanfälle, sondern ständiges Herzklopfen, Angstgefühle, Unfähigkeit in der Sitzung länger zu sprechen. Beide Mal bedeutende Besserung nach ein- bis dreimonatigem Ausspannen. Sodann Versetzung nach Rothenburg.

Erstes Jahr günstig und fortschrittlich. Sommer in Nauheim. Zweites Jahr 1914: sehr fortschrittlich, dann im Sept. 1914 Rückfall. Ursache: kein Urlaub infolge Kriegs; direkte Ursache: 3 anstrengendere Spaziergänge mit Steigungen in einer Woche, nach dem letzten einstündiges Klavierspiel vor Zuhörern: Folge: Herzkollaps.

3 Wochen liegen, sodann sehr langsames Aufkommen, sehr ängstlich usw.

Gegenwärtiger Zustand (Febr. 1915:) : Seit Jahren ist Hauptaugenmerk auf das Herz gelenkt. (Fußnote: Pulsfühlen nur schwer abzugewöhnen.) Organische Fehler von den sehr vielen Ärzten der letzten Jahre nie gefunden. Wohl aber scheint außer

Nervosität des Herzens eine Muskelschwäche vorzuliegen, da ich beim Steigen, längerem Sprechen, Musizieren rasch ermüde, dh. das Herz ermüdet, zu einer Müdigkeit der Beine kommt es bei mir nie, weil das Herz immer schon eher versagt.

Meine Muskulatur ist gut ausgebildet, ich sehe blühend aus, die Haut ist gut organisiert (ich war 4mal mit sehr gutem Erfolg in Wörishofen und mache fleißig kalte Waschungen). Alle Organe scheinen gesund. Keine Magen- oder Verdauungsbeschwerden. Infolge der Herzgeschichten ist aber mein Seelenleben sehr beeinträchtigt. Ich neige zu Angst. Seit meiner schweren Erkrankung bringe ich es nicht mehr fertig, allein etwas weitere Spaziergänge zu machen, die Angst führt natürlich die Herzbeschwerde direkt herbei, auch reise ich nie allein an Orte,

wo ich unbekannt bin (trotz größter Reisesehnsucht), konnte früher kaum allein

reisen, rege mich auch jetzt noch dabei auf, hänge sehr von den Menschen ab, mit denen ich umgehe. Ich glaube jedoch, wenn auf mein Herz mehr Verlaß wäre, dass auch die Seelenstörungen verschwinden würden. Besuche, Erwartung angekündigter Ereignisse usw. regen mich auf. Lust und Wille gesund zu werden ist vorhanden.“

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Knab mit seinen Eltern, ca 1912.

Privates Foto, ca 1920.

Am 9. April 1934 heiratete Armin Knab in der Münchener Johann-Nepomuk-Kirche seine langjährige Lebensgefährtin Henriette Pauline Charlotte Herrmann, genannt Paula Yvonne.

Seine Ehefrau war am 28. August 1892 in Paris geboren, entstammte aber einer Würzburger Tänzerfamilie. Sie hatte in den Zwanziger Jahren das Tanzatelier ihrer Eltern in Würzburg übernommen. Knab schrieb auf ihre Bitte mehrere Musikstücke für ihren Ballettunterricht. Die Ehe blieb kinderlos.

Heiratsschein der Eheleute Knab.

Das Ehepaar Knab, undatiertes Foto.

Etwa zur gleichen Zeit trat Knab als Landgerichtsrat krankheitshalber in den Ruhestand.